Ein Projekt der Römermuseen am bayerischen Donaulimes zur Erschließung des Lernorts “Donaulimes”. Finanziert aus Sondermitteln des Bayerischen Landtags (Förderzeitraum: 2023).

Zielsetzung des Projekts

In dem Projekt wird das UNESCO-Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (westl. Abschnitt)“ für Schüler*innen der Jahrgangsstufen 5 und 6 in den Museen am Donaulimes sowie am historischen Ort erlebbar gemacht werden Die Schüler:innen sollen das „unsichtbare Welterbe“, das sich in vielen Fällen sozusagen „vor ihrer eigenen Haustür“ befindet durch die Verknüpfung herkömmlicher und digitaler Vermittlungsmethoden kennenlernen.

Grundproblem der neuen Welterbestätte Donaulimes ist ihre markante Unsichtbarkeit. Vom Welterbe ist bis auf wenige Ausnahmen obertägig nichts zu sehen. Um das Verständnis für das Welterbe zu stärken, sind deshalb an allen Orten wissenschaftlich fundierte Visualisierungen sowie die Einbeziehung der in den Museen aufbewahrten Funde und Rekonstruktionen notwendig. Diese werden im Projekt in insgesamt 5 Museen jeweils in ein eigenes Vermittlungskonzept eingebettet, das das Welterbe entweder virtuell im Klassenzimmer, am Lernort Museum oder vor Ort am Denkmal vermittelt.

Jedes Museum hat dabei ein exemplarisches Modul entwickelt, das einen anderen Aspekt der Vermittlung betont. Die Module sind zwar auf die einzelnen Museumsstandorte bezogen, aber nach Abschluss des Projekts auf die anderen Limesorte übertragbar.

Die Museumsmodule

Bild: Sasan Saidi – sasanpix

Modul 1: Donaulimes im Videospiel (Museum Quintana – Archäologie in Künzing)

Im ersten Modul sollen die Schüler:innen spielerisch an die Themenbereiche „Imperium Romanum“ und „Donaulimes“ herangeführt werden. Dazu wurde vom Museum Quintana in Künzing eine Visual Novel zum Donaulimes entwickelt, die als Vorbereitung für den Besuch des Museums oder des Denkmals gedacht ist.

Die Story bezieht sich auf Künzing als exemplarischer Grenzstandort am Donaulimes. Die Schüler:innen können dabei eine interaktive Text-Bildgeschichte erleben, bei der sie in die Rolle der jungen Römerin Flavia und ihres Bruders Lucius schlüpfen. Auf der Suche nach einem gestohlenen Schatz treffen sie im antiken Künzing (Quintana) und in Straubing (Sorviodurum) historisch belegte Personen und besuchen historische Orte wie das Amphitheater von Künzing oder die beiden mittelkaiserzeitlichen Kastelle von Straubing. Außerdem sammeln sie Gegenstände und lösen kleine Aufgaben.

Hier geht es zum Videospiel.

Hier finden Sie Informationen zum Einsatz von “Quintana Quest” im Unterricht.

Modul 2: Donaulimes für alle (Museen der Stadt Regensburg – Historisches Museum)

Im Historischen Museum Regensburg erklärt eine interaktive Medienstation mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten den Donaulimes: Diese dient der Vermittlung von Wissen Flussgrenze des Römischen Reiches (von Bad Gögging bis zum Schwarzen Meer), insbesondere des bayerischen Abschnitts mit den verschiedenen Welterbestationen, und der diesbezüglichen Bedeutung des römerzeitlichen Regensburgs. Die Station soll in dem laufenden Projekt das UNESCO-Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (westl. Abschnitt)“ u. a. für Schüler:innen der Jahrgangsstufen 5 und 6 in den Museen am Donaulimes sowie am historischen Ort erlebbar machen.

Auf einem Großmonitor werden drei farbige Karten dargestellt: Die erste und wichtigste Ebene stellt Regensburg selbst dar. Dabei sollen auf einem matten, zoombaren Luftbild des Stadtbereichs vorrangig die drei Militärplätze mit der zugehörigen Zivilsiedlung im Stadtteil Kumpfmühl, in der Altstadt und im Stadtteil Großprüfening als „Fahnen“ anwählbar und vorerst mit Text-Bild-Inhalten erlebbar gemacht werden. Die zweite Ebene soll den bayerischen Abschnitt der römischen Flussgrenze zeigen: Hier wird der Fluss auf der Karte von West nach Ost auf dem Kartenhintergrund dargestellt. Die Welterbestätten werden hier mit namentlich versehenen Punkten angezeigt und mit Text-Bild-Inhalten hinterlegt. In letzter Ebene wird der ganze „Donaulimes“ von Bad Gögging, Lkr. Kelheim bis zum Schwarzen Meer dargestellt. Die Welterbestätten werden hier vorerst nur als mit Namen versehene Symbole angezeigt.

Modul 3: Donaulimes International (Römermuseum Kastell Boiotro – Passau)

Das dritte Modul widmet sich exemplarisch der Veranschaulichung des Donaulimes als Spiegels der „gobalisierten“ römischen Welt und verweist auf die historische Bedeutung der Donaugrenze als Kontaktzone verschiedener antiker Völker/Gruppen/Gesellschaften.

Dazu wurde im Römermuseum Kastell Boiotro eine große interaktive Wandkarte des Donauraums von Bad Gögging bis zum Schwarzen Meer erstellt, auf der alle Teilstätten (component parts) des Welterbes (Militärlager, Türme usw.), aber auch die bedeutendsten „Römerorte“ und das Straßennetz im Hinterland der Provinzen Raetien, Noricum und Pannonia superior eingetragen sind. Diese „Donaulimeswand“ wird über einen Touchscreen oder eine App bespielbar sein. Besucher:innen können dort allgemeine Informationen zu den Standorten abrufen. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf die Darstellung der Herkunft und Dislokationsgeschichte der einzelnen Militäreinheiten gelegt.

Verdeutlicht wird die römerzeitliche „Globalisierung“ ergänzend in einem „römischen Nutzgarten“ im Zwinger der mittelalterlichen Stadtmauer (wenige Meter vom Museum entfernt). Dort sollen einerseits die zur Römerzeit im Donauraum einheimische Nutzpflanzen angebaut werden, andererseits diejenigen Arten, die erst von den Römern hierzulande eingeführt wurden. In einem Ausblick auf die Gegenwart soll der Wandel zur Römerzeit mit jenen Veränderungen kontextualisiert werden, die 1500 Jahre später mit der Einführung neuweltlicher Pflanzen in Europa eintraten.

Modul 4: Donaulimes in der Natur (Archäologisches Museum der Stadt Kelheim)

Menschen haben seit jeher von der Natur gelebt, sie stehen bis heute in einer vielfältigen Wechselbeziehung mit der Landschaft, in der sie leben. Jahrtausende lang bildete die Donau eine wichtige Lebensader für Jäger und Sammler, frühe Ackerbauern sowie den Handel und Verkehr in Bronze- und keltischer Zeit. Während des Römischen Reiches stellte der Fluss erstmals eine Grenze dar. Er wurde strategisch zur Sicherung der Provinz Rätien und mit den militärischen Bauten zur Demonstration des römischen Herrschaftsanspruches genutzt.

In Weltenburg-Am Galget fand man im Rahmen von Ausgrabungen 1989 ein Kleinkastell, welches unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) errichtet wurde und in der Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. ein wichtiger Militärposten war. Er hatte eine Kontroll- und Zollfunktion über die römische Donaustraße und diente der Überwachung des Schiffsverkehres am Eingang zum Donaudurchbruch. Ende Juli 2021 wurde das Denkmal mit anderen Stationen Teil des Welterbes erhoben.

Entlang einer Wanderroute über den Frauenberg oberhalb Kloster Weltenburg wird dieser Teil des UNESCO Welterbes nun wieder sichtbar. Mittels eines Stereoviewers, der in eine Stahlfigur integriert ist, wird die Visualisierung des Kleinkastells auf dem gegenüberliegende Galget in 3D ermöglicht. Zusätzlich kann man ein Interview mit dem damaligen Ausgräber Prof. Dr. Michael M. Rind abrufen. Er verrät spannende Details über die Archäologie.

Eingebettet ist die Visualisierung in eine kostenlose Actionbound-Rallye, die ausgehend bzw. endend beim Archäologischen Museum der Stadt Kelheim auf der nördlichen und südlichen Donauseite entlangführt. Neben landschaftsgeschichtlichen Themen, wird dabei der Naturschutz und insbesondere die Wechselbeziehung von Mensch und Natur im Laufe der letzten Jahrtausende spielerisch beleuchtet.

Download: Startguide Actionbound “Grenzgeschichte(n) am Donaudurchbruch – Entlang des Nassen Limes”

Modul 5: Donaulimes im Unterricht (Gäubodenmuseum Straubing)

Im fünften Modul werden die Verbindungen zwischen Schule und Museum sowie zwischen Limesprojekt und Öffentlichkeit intensiviert. Neben den bereits bestehenden am LehrplanPLUS ausgerichteten, handlungsorientierten Programmen für Schulklassen in der Römerabteilung des Gäubodenmuseums werden Unterichtsmaterialien zur Vorbereitung des Museumsbesuchs im Schulunterricht (5./6. Jahrgangsstufe, angebunden an LehrplanPLUS) konzipiert.

Hier können Sie die Unterrichtsmaterialien downloaden.

Außerdem werden an verschiedenen Projekt-Orten Lehrkräftefortbildungen zum Thema „UNESCO-Welterbe Donaulimes“ veranstaltet. Hierbei stehen auch die Angebote der einzelnen Museen sowie der im Projekt entstandene Pool an Lehr- und Lernmaterialien (Videogame, Medienstationen, etc.) im Fokus.

Titelbild: Sasan Saidi – sasanpix.